- Könnt Ihr Eure Investmentstrategie in ein paar Sätzen beschreiben?
Wie investieren in Climate Tech Unternehmen in der frühen Phase mit typischerweise einer bis fünf Millionen Euro. Wichtig ist für uns, dass die Unternehmen das Potenzial haben, Megatonnen CO2 zu reduzieren und ganze Industrien nachhaltig zu verändern. Da uns die direkten CO2-Einsparungen sehr wichtig sind, führt uns das oft zu Hardware und industriellen Themen. Das ist auch eine wichtige Unterscheidung zu den meisten Venture Capital Firmen in unserem Feld, bei denen der Schwerpunkt häufig auf Software liegt. - Wie stellt Ihr einen attraktiven Dealflow an Unternehmen sichern?
Wir sind ein sehr stark vernetztes Partnerteam und erhalten die besten Deals vor allem über persönliche Kontakte, die uns Gründungsteams empfehlen. Darüber hinaus schauen wir uns jede Anfrage auf unserer Website genau an, gehen auf Konferenzen und pflegen auch gute Beziehungen zu anderen Venture Capital (VC) Firmen aus allen Phasen. Insbesondere letzteres ist nicht nur wichtig, um einen guten Dealflow zu kriegen, sondern auch ein Netzwerk für Co-Investments und Folgefinanzierungen unserer Portfoliounternehmen aufzubauen. Da sind wir sehr kollaborativ eingestellt und investieren gerne zusammen mit anderen Fonds oder auch Corporate Investoren.
- Was schaut Ihr Euch bei der Due Diligence von potenziellen Investments an und welche Faktoren spielen aus eurer Sicht eine besondere Rolle?
Wir sind ein Artikel 9 Fonds*, das heißt, wir nehmen das Nachhaltigkeitsthema sehr ernst. Parallel zu einer kommerziellen Due Diligence, in der wir die klassischen Sachen wie Team, Technologie und Marktgröße anschauen, analysieren wir auch das Potenzial, Klimagase zu reduzieren. Um das zu beurteilen, führen wir ein wissenschaftliches Lifecycle Assessment für jedes potenzielle Investment durch. Dafür haben wir als Experten im Partnerteam auch Stefan Mård, der bei dem dänischen Biotech Konzern Novozymes das interne Inkubator Programm and Impact Assessment Team aufgebaut und geleitet hat.
*Definition: Artikel 9 nach der Sustainable Finance Disclosures Regulation (SFDR) ist der höchste europäische Standard, den man an Reportingpflichten im Bereich Nachhaltigkeit erfüllen kann.
- Wie vereint ihr Impact und Rendite in eurem Carry-Modell?
Unser Carry* hängt sowohl vom realisierten Impact Potential als auch der Rendite ab. Wir können maximal 20% Carry bekommen. Dabei hängen 15% nur vom wirtschaftlichen Erfolg des Portfolios ab und die letzten 5% bekommen wir, wenn das Portfolio zum Zeitpunkt des Fund Closings (Ablauf der Fondslaufzeit) jährlich eine Megatonne CO2 eingespart hat. Damit gehören wir zu den ersten Fonds, die eine klar messbare Impact Kennzahl für die Kompensierung des Partnerteams eingebaut haben. Die meisten anderen VC Firmen messen Impact Ziele für jedes einzelne Portfoliounternehmen und evaluieren die Erfüllung individuell z.B. durch ein Impact Advisory Board.
*Definition: Carry (Carried Interest) bezeichnet die erfolgsabhängige Gewinnbeteiligung des Managements einer Venture Capital Gesellschaft. Dies dient zur Incentivierung, um besonders gute und gründliche Investmententscheidungen zu treffen.
- Was sind aktuelle Technologien oder Branchen Trends, die Ihr persönlich spannend findet?
Sehr große Investitionen sind in den letzten Jahren in Mobility- (z.B. Electric Vehicle) und Softwarelösungen geflossen. Diese Felder finden wir weniger spannend und halten die Bewertungen oft für zu hoch. Wir konzentrieren uns auf andere Felder, in denen wir uns mit unserer technologischen Kompetenz stärker differenzieren können. Daher haben wir einzelne Segmente priorisiert, die wir uns genau anschauen. Dazu gehören vor allem Fokusfelder wie Wasserstoff, alternative Proteine und Elektrifizierung, an die wir besonders glauben.
- Was zeichnet einen erfolgreichen Climate Tech VC Fonds aus eurer Sicht aus?
Natürlich sind wir und die meisten Climate Tech VC Fonds noch neu auf dem Markt und müssen uns langfristig beweisen. Aber ich glaube, dass das nur mit einem sehr ernsthaften Nachhaltigkeitsansatz, der quantitativ und nachvollziehbar ist, funktioniert. Auf der anderen Seite müssen wir auch beweisen, dass das Thema Climate Tech kommerziell erfolgreich ist und die Unternehmen zügig kommerzielle Erfolge verzeichnen.
- Wie wirkt sich das aktuelle Marktumfeld auf Climentum aus?
Wir haben erst im letzten Sommer angefangen zu investieren, das heißt, die Bewertungen, zu denen wir einsteigen, sind sehr moderat. Wir haben immer genug Zeit uns die Unternehmen gründlich anzuschauen und auszusuchen, weil viele Investoren zurückhaltend sind - zu unserem Vorteil. Deswegen erwarten wir, dass sich unser Portfolio dieses ersten Fonds sehr gut mit den ansteigenden Bewertungen in den kommenden Jahren entwickeln wird.
- Wie reagieren andere Marktteilnehmer wie Startups auf das aktuelle Marktumfeld?
Climate Tech ist weniger stark beeinflusst als andere Segmente. Nichtsdestotrotz haben es alle Firmen schwer, die bereits zu sehr hohen Bewertungen in den Jahren 2020/21 eine Finanzierungsrunde abgeschlossen haben und jetzt in die nächste Runde gehen müssen. Auf der Investorenseite beobachten wir insbesondere weniger Lead-Investoren. Wir sehen, dass Family Offices und Corporates weiter investieren, aber die klassischen VC Firmen halten sich zurück. Es gibt deswegen viele Finanzierungsrunden mit einigen Kapitalzusagen, aber wo einfach der Lead-Investor* fehlt, um die Runde zu vervollständigen.
*Definition: Ein Lead-Investor ist bei einer Finanzierungsrunde der Hauptinvestor, der die Runde anführt, die Verhandlungen mit dem Unternehmen führt und oft auch eine größere finanzielle Beteiligung als die anderen Investoren hat.
- Wie unterscheidet sich der nordische Climate Tech Markt zum deutschen Markt?
In Deutschland gibt es einen sehr starken Fokus auf Softwarethemen. In Skandinavien gibt es schon mehr Investoren, die sich auch mit Hardware Investments auskennen. VC Investitionen und Infrastrukturprojekte sind dort ebenfalls stärker verzahnt, was sehr wichtig ist für Technologiefirmen, die industrieller sind. Da erwarte ich, dass Deutschland in den nächsten Jahren noch aufholen wird.
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